Dreiecksbeet und Blechnapf bei uns zu Haus – Ausflug zum Hans-Falladas-Museum in Carwitz

Rudolf Ditzen – alias Hans Fallada – lebte mit Anna Ditzen und den drei Kindern von 1933 bis 1944 auf dem idyllischen Anwesen in Carwitz. Hier schrieb Fallada unter anderem den Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ und war auch sonst sehr produktiv.
Der Ort Carwitz ist inmitten der wunderschönen Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern direkt an der Grenze zum Land Brandenburg gelegen. Das Anwesen liegt am Ortsausgang, direkt am Carwitzer See. Hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht!“.
Zwischen 1996 und 2002 wurde das Anwesen restauriert und dem Zustand von 1938 angenähert. Heute ist in den Gebäuden das Hans-Fallada-Museum mit dem Fallada-Archiv untergebracht und ein Ausflug dorthin lohnt sich in vielerlei Hinsicht.
Im Wohnhaus ist Falladas Arbeitszimmer so hergerichtet, als wenn er nur mal eben auf der Toilette wäre und sich gleich wieder an seinen Schreibtisch setzten würde, um weiter auf seiner Schreibmaschine zu tippen. Auch das Wohnzimmer, die Veranda und die Küche sind originalgetreu eingerichtet, was viele fotografische Schnappschüsse der Familie, die im ganzen Haus verteilt zu sehen sind, bezeugen.
Von der geräumigen Veranda hat man nicht nur einen schönen Blick auf Garten und See, man hat auch den direkten Zugang zu beiden. An Annas Dreiecksbeet – auf welches ich später noch zu sprechen komme – vorbei, führt ein kleiner Weg hinunter zum See. Dort am Ufer ist ein runder weißer Tisch mit drei Bänken installiert. Hier hat die Familie im Sommer gefrühstückt. Auch dazu gibt es natürlich Fotos im Museum.
Die gesamte Gartenanlage hat mich schwer beeindruckt. Die Familie hat jeden Zipfel des Grundstücks äußerst praktisch gestaltet und wirtschaftlich genutzt. Dazu gehörten Gemüse- und Obstanbau im Garten, Weinanbau am Haus, Spaliernutzpflanzen im Hof und Tierhaltung in der Scheune. In den Kriegsjahren war das überlebenswichtig.
Anna Ditzen liebte Tiere und Pflanzen. Im Garten vor der Veranda des Wohnhauses legte sie ein spektakuläres Dreiecksbeet an. Dort pflanzte sie Klatschmohn, Pfingstrosen, Phox, Margeriten, Fingerhut, Schwertlilien, Rittersporn, Malven, Kugeldisteln, römische Kamille, Gilberich, Bartnelken, weiße und blaue Glockenblumen, Dahlien, Polyantrarosen und Astern an. Das weiß man heute so genau, weil man sie noch persönlich befragen konnte. Manche der Pflanzen stammen sogar noch aus der damaligen Zeit. Sie blühen zu unterschiedlichen Zeiten, sodass das Beet fast im ganzen Jahr prachtvoll und bunt aussieht.
Hans Fallada betrieb mitten im Garten eine kleine Bienenwirtschaft. In seinem Buch „Heute bei uns zu Haus“ beschreibt er detailliert, wie er zu den Bienen gekommen ist, was einen Imker ausmacht und welche Mühen er mit den Bienen hatte.
Das Bienenhaus befindet sich heute noch weitestgehend im Originalzustand. Lediglich die Bienenhauswand mit den bunten Einflugslöchern ist für Dreharbeiten als Attrappe nachgebaut worden.
Wer sich die Biografie von Fallada anschaut, und dann auch das Anwesen und die Familienfotos, dem wird schnell klar, dass Hans Fallada in Carwitz vermutlich die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht hat.
Hans-Fallada-Museum Carwitz
Zum Bohnenwerder 2
17258 Feldberger Seenlandschaft
Kommentar verfassen